Ketzerische Nach- und vielleicht auch Voraus-Gedanken …
Insbesondere in der Schlußrunde der inhalts- und facettenreichen Tagung,
die ich durchweg genossen habe, wurde mehrfach die Frage aufgeworfen,
„wie kommt das Neue ins System …???“
Ich merkte bei diesen Ausführungen,
dass mich eine andere Frage viel mehr umtreibt und wohl auch immer umgetrieben hat:
Wie bekommen wir ein neues System???
Diese Frage reicht bei mir mindestens zurück in das Jahr 1966 oder 1967 und zu einer Tagung im (damaligen) Gästehaus der BP in Hamburg, sehr schön an der Elbchaussee gelegen,
einer Tagung, bei der ich damals Hans-Günter Rolff kennenlernte. – Kürzlich, als wir zusammen im Institut Beatenberg im Berner Oberland in der Schweiz waren,
haben wir uns daran erinnert …
Die „Freiburger“, ich meine die Studenten der Universität Freiburg, Ignaz Bender war eine Schlüsselperson und später Kanzler der Universität Trier und als CDU-Mitglied dort im Stadtrat, diese „Freiburger“, die Erfinder von „Student aufs Land“, sie wollten leisten und leisteten auch ihren Beitrag, dass die Bildungschancen des „katholischen Arbeiter-Mädchens vom Lande“ besser werden sollten … Sie wollten motivieren und motivierten die Bauern in den Gasthöfen des Hochschwarzwaldes …
Wir „Hamburger“, Studenten der Universität Hamburg, wir gingen – 1966 und danach –
auf die Werft zu Blohm und Voss und auf persönliche Einladung von Kurt Körber auf die Betriebsversammlung der HAUNI-Werke …
Und uns war von Anfang an und damals schon klar:
um zu gerechten, um zu gleichen Bildungschancen zu kommen,
dafür würde es nicht ausreichen, die Menschen zu motivieren …
Den Arbeitern mangelte es nicht an Motivation. Dessen war ich mir sicher.
Ich war ja ein „echtes“ Arbeiter-Kind. Ich kannte die Motivation von Mutter und Vater.
Nein. An Motivation fehlte es nicht! – Es fehlten die realen Chancen! Auch Geld!
Vergiss es nie: In falschen Strukturen findest Du keine gerechten Chancen!!!
Wie lange Du auch suchst …!
Uns war klar: Positive Diskriminierung braucht es!
Wer unter ungünstigeren Bedingungen aufwächst, bekommt mehr Unterstützung.
Nicht nur die gleiche … Schon gar nicht weniger …
Die Losung hieß schon damals:
wir müssen nicht nur motivieren, wir müssen vor allem innovieren!
Eine NEUE SCHULE braucht das Land.
Das war unsere Überzeugung – und ist meine noch immer:
EINE Schule für ALLE,
die Schule der VIELFALT in der GEMEINSAMKEIT,
die Schule für die Gesamtheit der Gesellschaft,
die GESAMTSCHULE …
Die Schule der INKLUSION und nicht der Separation und Selektion.
Und während auf der Tagung die klugen Köpfe der Erziehungswissenschaft sich fragten,
wie kommt das NEUE ins System, dachte ich auch mal an die Ingenieurwissenschaften:
Würden Ingenieure 50 Jahre – oder wie lang auch immer –
immer und immer wieder einen im Prinzip alten Kühlschrank, zum Beispiel, untersuchen und untersuchen und untersuchen,
bei dem sich bei jeder neuen Untersuchung, welch Wunder,
wieder und wieder zeigt,
dass er z. B. unzureichend kühlt,
fast immer brummt
und zudem viel zu viel Energie verschlingt???
Oder kämen die Ingenieure auf die Idee,
einen neuen Kühlschrank zu erfinden?
Ich rede jetzt mal nicht vom guten alten Telefon,
das fest in der Wand verhaftet war und sich „natürlich“ auch bewährt hat(te) –
und den heutigen smartphones, deren Entwicklung wohl eher am Anfang als am Ende ist …
Es sind und waren halt so meine Gedanken bei der Tagung in Hamburg,
in der so viele Erinnerungen wach wurden und Hoffnungen re-aktiviert …